Sehenswürdigkeiten

Es lohnt sich, einen Rundgang durch die ehemalige Hafenstadt zu unternehmen. Machen Sie einen Stadtspaziergang im Rahmen einer öffentlichen Stadtführung oder im Rahmen einer Erlebnis-Stadtführung. Oder gehen Sie auf „eigene Faust“ auf Entdeckungsreise in Wanfried. Einen kleinen Überblick der Sehenswürdigkeiten erhalten Sie hier:

Wanfrieder Rathaus

Das heutige, dreistöckige Rathaus wurde von der Kaufmannsfamilie Uckermann als Handelshof in der Mitte des 17. Jahrhunderts erbaut. Es steht auf dem Kellergewölbe eines früheren Wohnhauses, das während des 30-jährigen Krieges niedergebrannt war. Die Uhr des alten Rathauses, den Wetterhahn und die Sturmglocke brachte man am neuen Rathaus an. Noch heute wird das neue Jahr mit dieser Glocke von Hand eingeläutet.

„Zum Schwan“

Um 1655 erbautes Gebäude, welches auf einem alten Rundbogenkeller (Gewölbekeller) errichtet wurde, der – im Gegensatz zum Restgebäude – während des 30-jährigen Krieges (Stadtbrand 1626) nicht zerstört wurde. Schon damals eine Art Gutsgehöft mit Übernachtungsmöglichkeiten, denn bereits vor 400 Jahren wurde es als »Herberge beim Rathaus« bezeichnet. Noch heute Hotel.

„Alte Post“

Dieses stattliche Gebäude wurde um 1650 errichtet und diente von 1654 bis 1902 nicht nur als Poststation des Thurn- und Taxis’schen Postunternehmens, sondern zeitweilig auch als Gästehaus für die Reisenden. Im Hof des An-wesens wechselten Kutscher die Pferde, ehe es weiter in Richtung Mühlhausen, Leipzig, Dresden oder Holland ging. Seit 1904 in Privatbesitz.

Heimatmuseum Wanfried

Keudell’sches Schloss

Bis zum Stadtbrand im 30-jährigen Krieg gehörte das Schloss der Familie von Keudell. Nach einer wechselvollen Geschichte kaufte es 1878 der königliche Kammerherr Karl Xaver von Scharfenberg, der es renovierte und die abgebrannten Gutsgebäude nicht wieder aufbaute. 1888 wurde es Privatschule, später Landschulheim und schließlich Realschule. Bis 2019 befand sich im Keudell’schen Schloss das Dokumentationszentrum der Deutschen Nachkriegsgeschichte mit Heimatmuseum im Keudell’schen Schloss mit einer Sonderausstellung zur Werrakeramik.

„Harmes`sches Handelshaus“

Schiffsmotive und Engelsköpfe erinnern an die Zeit der Weser-Werra-Schifffahrt. 1673 im Barockstil erbaut mit aufwändigen Flachschnitzereien, an den Eckständern eingeschnittene Köpfe mit herausgestreckten Zungen, hervorgehobene Mannesfiguren mit Kuhfüßen. Die Toreinfahrt zeigt im Scheitel des Bogens ein Schiffsmotiv und Engelsköpfe mit Flügeln. Die Streben des Zwerchhauses stellen nixenähnliche Figuren dar, Melusinen genannt. Diese Wasser-Symbole sind auf die Nähe und Bedeutung der Werra zurückzuführen.

Evangelische Kirche Wanfried

Die evangelische Pfarrkirche zu Wanfried wurde Ende des 19. Jahrhunderts nach den Entwürfen des königlichen Baurats Hermann Rüppel aus Kassel in nur vier Jahren erbaut. Rüppel war Schüler des gebürtigen Wanfrieder Georg Gottlob Ungewitter, der in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts in Kassel als Baumeister und Lehrer der Architektur an der polytechnischen Schule wirkte und als einer der wichtigen Wegbereiter der Neugotik gilt.

Das im Stil der Neugotik aus Sandsteinen errichtete Bauwerk misst 37 Meter in der Länge und 25 Meter in der Breite. Die Firsthöhe im Kirchenschiff liegt bei 25 Metern und der Turm ist 52 m hoch. Diese auf den ersten Blick überschaubaren Maße ergeben insgesamt allerdings 3.300 m² Wände und Decken, die von 900 Laufmetern Rippen und Dienste strukturiert werden.

Die historisch originale stilistische Einheit von Bauwerk, Fenstern, Einrichtung und Dekoration ist für die Zeit des Historismus eher selten und nach Angaben des Landesamtes für Denkmalpflege nur vereinzelt so in Deutschland zu finden. Die Ornamentik ist durchgängig und zeigt christliche Symbole wie Eichenlaub, Efeu, Wein, Granatapfel, Rose, Kleeblatt und Ähren. Die Farbführung in ihrer durchaus beeindruckenden Vielfalt ist warm und wird dominiert von einem weichen Ocker, das mit dem Holzwerk aus Eiche harmoniert und dem hohen Raum eine gewisse „Behaglichkeit“ verleiht.

Das Hauptfenster im Altarraum erzählt von der Christianisierung der Region durch den irischen Mönch und späteren Bischof von Mainz Winfried Bonifatius um 725 n. Chr. Unten im Hauptfenster zeigen die Wappen von Wanfried, Hessen, Preußen und deutschem Reich die seinerzeit weltliche Herrschaft an. Alle Fenster sind bleiverglast und farblich abgestuft gestaltet, werden nach hinten immer transparenter und lassen im hinteren Kirchenschiff eine zunehmende optische Verbindung nach draußen zu.

1888 stellten die Gebrüder Peternell, Orgelbauer aus Seligenthal bei Schmalkalden, die neue Orgel auf, deren Gehäuse, in „neugotischer Manier“ gehalten, sich bestens in das bauliche Ensemble einfügt. In ihr stecken ca. 1.700 Pfeifen aus Zinn, Zink und Holz. Ihr Klang aus 26 Registern, auf zwei Manualen und Pedal füllt den hohen Raum.

Im Turm rufen drei Glocken zum Gottesdienst und sagen die Tageszeit an. Die Stimmung der größten ist „e“, die der mittleren „g“ und die der kleinen, der Vater-unser-Glocke, „a“. Es ist sicher nicht übertrieben: Diese Kirche ist ein Kleinod und lohnt einen Umweg!

„Herrenhaus 1678“

Herrenhaus mit Wirtschaftsgebäuden, für den Schlagdvogt in der Nachbarschaft zum Hafen erbaut. Schon 30 Jahre nach dem 30-jährigen Krieg war man in Wanfried finanziell bereits wieder in der Lage, ein solches Gebäude für den Aufseher an der Schlagd zu errichten! Fachwerkbesonderheiten in reicher Vielfalt gibt es hier zu bestaunen.

Historischer Hafen

Die Schlagd ist der ehemalige Umschlagplatz der Weser-Werra-Schifffahrt. Bereits 1182 begann der Transport von Waren auf der Werra in Richtung Bremen. Grundlegende Bedeutung hatte hierbei die Lage an einem Fernstraßenübergang durch den Fluss. Die Werraschifffahrt wurde, bedingt durch verbesserte Verkehrswege auf dem Lande, 1850 endgültig eingestellt. Heute kann man sich auf der Werraschute »Wisera« trauen lassen.

Große Schlagdhäuser

Landgraf Moritz von Hessen ließ Schleusen in Eschwege und Allendorf bauen. So konnten größere Schiffe bis nach Wanfried fahren. Der Hafen an der »Wanfrieder Schlagd« wurde ausgebaut und mit sieben Lagerhäusern erweitert. Heute erinnern nur noch die zwei »Großen Schlagdhäuser« von 1670 und die kleinen Lagerhäuser nebenan an diese Zeit.

Landgrafenschloss

Das mittelalterliche Gebäude ist das wohl älteste erhaltene Wohngebäude der Stadt. Eine erste Erwähnung als Königsgut findet sich in einer Urkunde von 1015. Eine wechselvolle Geschichte schloss sich an, von der Talburg zur Wasserburg mit Wassergraben, durch nochmaligen Umbau zum Schloss, welches im 30-jährigen Krieg fast vollständig zerstört wurde. Im Bild ein Teil des heutigen Anwesens.

„Herrenhaus 17. Jhd.“

Das Wohnhaus, traufständig zur Marktstraße hin, ist in einem repräsentativen Fachwerkgefüge erbaut. An den Unterkanten der Schwellen und an den Füllhölzern sind Schiffskehlen mit Rundstab eingelegt. An den Eckständern sind Diamanten und Sonnenräder als Flachschnitzerei eingearbeitet,Symbole für Kraft und Stärke.

Rittergut Kalkhof

Neben der B249 am östlichen Ausgang erhebt sich das Gut Kalkhof, im Stil des Historismus erbaut um 1880, als die Familie von Scharfenberg in Wanfried siedelte. Das Herrenhaus liegt in einem englischen Park mit Teich und Pavillon. Die Wirtschaftsgebäude stammen weitgehend aus dem Beginn des 19. Jahrhunderts.

Heute wird hier Schafzucht betrieben. Eine Reithalle und Stallungen für Pferde, in welchen auch fremde Pferde untergestellt werden können, gehören zur Gebäudegruppe dazu. Oberhalb der Parkanlage liegt der Reitplatz, auf welchem regelmäßig Turniere ausgetragen werden. Ein Teil der nicht mehr bewohnten Gebäude sind zu Ferienwohnungen umgebaut worden. Hier können Familien mit ihren Pferden zu Reiterferien kommen, man kann aber auch Pferde leihen.

Oberhalb des Gutes Kalkhof zwischen Plesse und Konstein befindet sich das Erbbegräbnis der Familie, im Volksmund „Konsul’s Grab“ genannt. Das Gelände ist an der Vorderseite mit einem schmiedeeisernen Zaun eingefriedet. Das Tor wird von zwei sehr aufwändig im neogotischen Stil bearbeiteten Torpfosten gehalten.

Als im September 1945 die Stadt Wanfried von den Russen besetzt wurde, bat der Bürgermeister der Stadt Wanfried Herrn von Scharfenberg um Mithilfe bei den Verhandlungen zwischen den Amerikanern, den Sowjets und der Stadt Wanfried. Die Sowjets wollten die Werra als Grenzfluss und damit Wanfried einnehmen, die Familie von Scharfenberg musste im Osten sehr viel Land aufgeben, sie wollte ihren Besitz in Wanfried nicht auch noch verlieren, außerdem wollten die Wanfrieder keinesfalls der sowjetischen Zone zugeordnet werden. Es kam im Herrenhaus des Gutes Kalkhof zu Verhandlungen, in deren Verlauf Wanfried in der amerikanisch besetzten Zone blieb. Diese Verhandlungen gingen im so genannten „Wanfrieder Vertrag“ vom 17. September 1945 in die Annalen der Geschichte ein.