Stadt gestalten, statt verwalten!
Verein zur Erhaltung der Altstadt Monschau aus der Eifel holte sich Anregungen in Wanfried
von Diana Wetzestein
Die ISG Monschau war mit Bürgermeisterin Dr. Carmen Krämer (7.v.r.) zu Gast in Wanfried, um sich zu informieren. Bürgermeister Wilhelm Gebhard (8.v.r.), Jürgen Rödiger, Diana Wetzestein (links im Bild) und Harald Wagner (nicht im Bild) standen den Besuchern zwei Tage Rede und Antwort.
Wanfried. Fünf Stunden Fahrtzeit trennen die Eifelstadt Monschau und das hessische Wanfried. Was sie eint, ist die Nähe zum Fluss und eine denkmalgeschützte Altstadt mit historischer Fachwerkarchitektur. Hier wie dort sollAltbausubstanz erhalten werden, hier wie dort ist das eine der größten Herausforderungen dieser Zeit. Die Bürgergruppe für den Erhalt Wanfrieder Häuser und das Fachwerkmusterhaus Wohnen sind mit „ihrem Erfolgsmodell“ deutschlandweit bekannt geworden. Über einen Bericht in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung erfuhren auch die Monschauer davon, dass hier Bürgergruppe und Bürgermeister eine erfolgreicheVermarktungsstrategie verfolgen. „Stadt gestalten, statt verwalten“, kommentierte der Vorsitzende der ISG Monschau, Wolfgang Kaever, diese Arbeit mit einem Zitat von Prof. Christa Reicher.
„Vor allem die moderne Sanierung mit ökologischen Baustoffen im Fachwerk-Musterhaus hat uns interessiert. Wir arbeiten gerade selbst an einem Sanierungsprojekt, dem Viertelhaus, in dem wir einen Ort schaffen wollen, an dem über die Instandsetzung von Altbauten informiert und gesprochen werden kann“, sagte Hans-Benno Kaulard. DerKassenwart der ISG Monschau – Zukunft mit Geschichte gem. e. V. und Initiator der zweitägigen Exkursion, der sich 15 Bürger:innen und die Bürgermeisterin Carmen Krämer angeschlossen hatten.
Mit Jürgen Rödiger, Harald Wagner und Diana Wetzestein von der Bürgergruppe ging es beim Stadtspaziergang zum historischen Hafen, vorbei an Fachwerkhäusern aus dem 16. bis ins 20. Jahrhundert. Von der Bürgergruppe begleiteteSanierungsvorhaben in der Altstadt und das Fachwerkmusterhaus Wohnen fanden große Aufmerksamkeit bei den Besucher:innen.
„Am Musterhaus hat die Bürgergruppe von 2010 an mitgearbeitet. Vom Sanierungskonzept über die Umsetzung der Baumaßnahmen bis zu den Restarbeiten. Heute führen wir die Interessenten durch das Bauberatungszentrum“, so Rödiger.
Das Projekt „Musterhaus“ sei auch die Wiege des Hanfanbaus im Werratal. Aus der Idee, ein Material im Werra-Meißner-Kreis anzubauen, das für die energetische Sanierung in den Häusern eingesetzt werden kann, wurde die größte Hanfanbaufläche Hessens“, sagte Diana Wetzestein. Das ließ Bürgermeisterin Krämer aufhorchen, schließlich habe sie diese Idee für Monschaus Landwirtschaft auch schon gehabt, wie sie sagte. „Es gibt viele Gemeinsamkeiten, wie das Auf und Ab einer Stadt. Ich nehme mit, unseren Bürger:innen noch mehr Mut zu machen, Dinge anzugehen, auch das Thema der Strom- und Wärmeversorgung im historischen Bestand mehr anzugehen, denn nur die Gebäude haben eine Zukunft, die bezahlbar damit versorgt werden können“, so die Bürgermeisterin.
Der Monschauer Dr. Jascha Braun, Denkmalpfleger und IGM-Mitglied, ist von der Lebensqualität in historischer Bausubstanz überzeugt. „Man muss nicht alles neu erfinden. Mich hat interessiert, wie man Leute davon überzeugen kann, ein Fachwerkhaus zu sanieren. Die Herausforderung heute ist, den Energieverbrauch zu senken und regenerativen Energienvor Ort zu erzeugen und zu nutzen. Das Thema Energieversorgung muss man gesamtheitlich denken, Quartierslösungen entwickeln“, so Dr. Braun.
Bürgermeister Wilhelm Gebhard wies in seinem Vortrag über die Zusammenarbeit der Stadt und der Bürgergruppe vor allem darauf hin, dass sich die Bürgergruppe vor 15 Jahren nicht nur die vielen Leerstände innerhalb der Altstadt angesehen habe, sondern vor allem die Stärken dieser Kleinstadt. Auf diesem Fundament habe man aufgebaut. „Ich freue mich sehr über den Besuch aus der Stadt Monschau, der Bürgermeisterin und dem engagierten Verein, der ähnliche Ziele wie die Wanfrieder Bürgergruppe verfolgt. Es zeigt, dass unser Weg immer noch auch überregional von Interesse ist. Denn Verwaltung kann nicht ohne die Bürgerschaft und die Bürgerschaft nicht ohne die Verwaltung erfolgreich sein“, so Bürgermeister Gebhard abschließend.