Stadtgeschichte
Wanfried – eine Stadt mit Geschichte und Tradition
Die Kleinstadt Wanfried hat etwa 4.500 Einwohner. Im Zuge der kommunalen Neugliederung haben sich die Gemeinden Altenburschla, Aue, Heldra und Völkershausen der Stadt angeschlossen.
Vor 1.200 Jahren wurde Wanfried als „In wanen In Riden“ in einer Schenkungsurkunde an das Bistum Würzburg zum ersten Male erwähnt. Wahrscheinlich war die Ansiedlung damals nur ein kleines Fischerdorf, das jedoch schon längere Zeit bestanden hatte, denn vorgeschichtliche Funde weisen eindeutig darauf hin, dass das Werratal bei Wanfried bereits vor 3.000 Jahren stein- und bronzezeitlicher Siedlungsraum war.
Wanfried gehörte zunächst zu Thüringen. Erst 1306 kaufte Landgraf Heinrich I. Wanfried für Hessen an. In der Folgezeit war Wanfried immer wieder Streitpunkt zwischen Hessen und Thüringen. 1431 kam es endgültig zu Hessen.
Danach konnte sich Wanfried der Gunst seiner Lage erfreuen. Als Endhafen der Weser-Werra-Schifffahrt wurde es zum Mittelpunkt des Handels zwischen Thüringen, den sächsischen Herzogtümern, Bayern und Bremen. Wanfried hatte als Warenumschlagplatz eine hervorragende Bedeutung und galt als wirtschaftlicher Vorposten der Reichsstadt Mühlhausen. Der Flusshandel brachte Reichtum und Wohlstand in den Ort.
Bereits zur Zeit des Landgrafen Philipp des Großmütigen, der 1526 die Reformation in Hessen beschließen ließ, hatte der Ort Wanfried – dem alten Wanfrieder Salbuch zufolge – viele städtische Einrichtungen, doch erst im Jahre 1608 erhob Landgraf Moritz Wanfried zur Stadt und verlieh ihr Marktgerechtigkeit. Handel und Handwerk erlebten danach einen enormen Aufschwung. Überregionale Bedeutung erlangte vor allem das Töpferhandwerk. Im 17. und 18. Jahrhundert unterhielt die Stadt weit reichende Handelsverbindungen nach Süd- und Ostdeutschland, ja bis nach Polen und Russland. Historische Fachwerkhäuser – unter ihnen besonders bemerkenswert das Rathaus, die „Alte Post“, das „Keudellische Schloss“, der „Schwan“, die „Klauskirche“ und die Schlagdhäuser – sind Zeugen dieser Zeit. Dem allgemeinen Aufstieg setzte der 30-jährige Krieg ein vorläufiges Ende. Von den Folgen dieses Krieges erholte sich die Stadt nur langsam.
1627 wurde Wanfried dem Herrschaftsbereich der Rotenburger Quart einverleibt und etwa einhundert Jahre später zur Residenz der katholischen Seitenlinie Hessen-Rheinfels-Wanfried erwählt. 1693 zog Landgraf Karl als Gründer der Linie im Wanfrieder Schloss ein. Die Söhne Karls, Wilhelm und Christian lebten dort bis zum Erlöschen der Linie im Jahr 1755.
1806 verlor auch Hessen seine Selbstständigkeit und wurde Teil des neugegründeten Königreiches Westfalen. Die Werra-Schifffahrt kam durch die Kontinentalsperre völlig zum Erliegen. Als Ersatz für den Ausfall des Schiffereigewerbes entstand danach eine aufblühende Industrie.
Es wurden eine Zigarrenfabrik, eine Wollkämmerei und eine Steindruckerei, aus der die heutige Firma „Wanfried-Druck“ hervorging, gegründet. Außerdem gab es eine Ziegel- und Kalkbrennerei, eine Tuchfabrik, eine Lohgerberei, eine Brennerei und eine Wollspinnerei. 1936 erfolgte der Bau der Spinnhütte, in der sich die spätere Firma „Bode-Strickmode“ befand.
Aufgrund des nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges einsetzenden Flüchtlingstromes erhöhte sich die Einwohnerzahl von 2.700 im Jahre 1939 auf ca. 4.100 im Jahre 1945. Durch die Teilung Deutschlands und die Zonengrenze sind die gewachsenen wirtschaftlichen Verbindungen nach Osten weggefallen. Diese Umstände brachten erhebliche Probleme für die Stadt mit sich. Die Wohnungsnot musste bewältigt werden; Industrie und Handel mussten sich neu orientieren.
Wanfried wusste sich aber auch als Zonengrenzstadt zu behaupten. Gute Einrichtungen auf wirtschaftlichem, sozialem und kulturellem Gebiet sind der Beweis für eine kontinuierliche Weiterentwicklung.
Nach dem Wegfall der innerdeutschen Grenze liegt Wanfried ziemlich exakt in der Mitte Deutschlands.