Pünktlich vor dem 454. Wanfrieder Vogelschießen verließen 711 Grußbriefe die Stadt Wanfried. Mindestens einmal jährlich versucht Bürgermeister Wilhelm Gebhard, sich mit einem persönlichen Schreiben an ehemalige Wanfriederinnen und Wanfrieder zu wenden, die aus privaten, beruflichen, familiären oder sonstigen Gründen im Laufe ihres Lebens in die ganze Welt verzogen sind. Die Adressdatei wurde auf Vorschlag von Gebhard erstmals im Jahr 2008 angelegt, als man die Ehemaligen zum großen Renaissancefest aus Anlass „400 Jahre Stadtrechte“ einlud. Seit dem wird versucht, die Adressdatei aktuell zu halten und stetig zu erweitern.
„Die Adressdatei der Ehemaligen umfasst neben den ehemaligen Mitbürgern auch Menschen, die sich emotional mit Wanfried verbunden fühlen und um Aufnahme in die Adressdatei gebeten haben. Fast jede Altersgruppe ist dabei,“ so Gebhard, „von 20-jährigen, die sich im Studium befinden, bis hin zu Menschen weit über 90 Jahre“. Die Adressliste beschränkt sich nicht nur auf Deutschland oder Europa, sondern umfasst mittlerweile fast jeden Kontinent, so bspw. auch Nordamerika, Südafrika oder Australien. „Immerhin 38 der 711 Briefe gehen ins Ausland“, berichtet der Bürgermeister.
Alle verbindet gleichermaßen die Freude über die Post aus der Heimat. „Jeder Ehemalige ist ein Botschafter der Stadt Wanfried in der Welt, deshalb müssen sie auch regelmäßig mit Neuigkeiten ausgestattet werden“, so Gebhard. Der vierseitige Brief enthält neben der Einladung zum Volks-, Schützen- und Heimatfest Informationen zu Ereignissen und Entwicklungen, die sich seit dem letzten Grußbrief im Dezember 2020 zugetragen haben. So geht Gebhard beispielsweise im aktuellen Schreiben auf die Entwicklungen im Tourismus, auf den Sanierungsfortgang am Plesseturm, auf die Neueröffnung des Hotels „Zum Schwan“, auf aktuelle Übernachtungsangebote, auf die Sicherstellung des Brandschutzes, den flächendeckenden Glasfaserausbau, auf die Aufarbeitung der NS-Geschichte Wanfrieds, auf die Planungen hinsichtlich eines neuen Gewerbegebiets und eines Neubaugebiets, auf die Fortschritte bei der Digitalisierung und auf die Bewilligung von Fördermitteln aus dem Programm „Zukunft Innenstadt“ ein. Der Grußbrief beinhaltet auch die Jahresrückblicke 2020 und 2021 von der Werra-Rundschau, die den Ehemaligen noch einmal anschaulich darstellen, was in den beiden vergangenen Jahren trotz Corona in Wanfried geschehen ist, u.a. der Besuch des Bundespräsidenten auf dem Heldrastein und in Völkershausen oder der Spontanbesuch der beiden Ministerpräsidenten aus Hessen und Thüringen beim „kleinen“ Schützenfest im Juli 2021. „Dass sich die Ehemaligen über die Post aus der Heimat sehr freuen, zeigen nicht nur die Reaktionen, die die Stadtverwaltung erhält, sondern auch die eingehenden Spendengelder, die die Empfänger der Briefe für das Porto bereitstellen. Auch der aktuelle Versand konnte damit weitestgehend finanziert werden“, betont Gebhard.
Eine große Herausforderung ist für die Verwaltung nach wie vor, die Adressliste aktuell zu halten. Hier ist man stetig auf Unterstützung der Bevölkerung bzw. der Briefempfänger angewiesen. Einerseits sollten der Verwaltung Adress- sowie Namensänderungen und zugleich auch bedauerliche Sterbefälle aktuell mitgeteilt werden. Andererseits ist es wichtig, Namen und Adressen von weiteren Briefempfängern zu erhalten, die bislang der Verwaltung nicht gemeldet wurden,“ so Gebhard. „Hier kommt es immer wieder zu Fragen bzw. Beschwerden bei der Verwaltung, warum ein Familienmitglied, welches verzogen ist, keine Post aus Wanfried erhält. „Das geht natürlich nur, wenn uns die Adressen auch bekannt sind,“ so der Appell des Bürgermeisters. Ein besonderer Dank gilt Luisa Koch und Stefanie Ross von der Stadtverwaltung sowie den 6 Schülerinnen und Schülern der Abgangsklasse 10 der Außenstelle der Anne-Frank-Schule Wanfried, die gemeinsam mit Klassenlehrerin Sarah Bachmann beim Eintüten der Briefe super geholfen haben. „Ohne sie wäre die kurzfristige Umsetzung des Briefversands nicht möglich gewesen,“ freut sich Gebhard über die kurzfristige Amtshilfe der Schule.