Auf ein bewegtes 100-jähriges Leben kann Frau Marianne Brand aus Wanfried zurückblicken. Sie wurde am 26. Februar 1920 in Chemnitz-Hilbersdorf geboren und ist dort auch mit ihrem Bruder und den Eltern aufgewachsen. Der einzige Bruder ist leider in Stalingrad gefallen. Im Jahr 1940 heiratete sie ihren Ehemann, der bei der Luftwaffe tätig war. Mit ihm ging sie nach Reichenberg im heutigen Tschechien. Dort fand Marianne Brand als Telefonistin im Fliegerhorst eine Anstellung. Nach dem Krieg kehrten beide in die Heimatstadt des Ehemannes nach Mühlhausen in Thüringen zurück. Dort arbeitete ihr Ehemann als Bankangestellter und Marianne Brand fand erneut eine Anstellung als Telefonistin. In dieser frühen Zeit der noch jungen DDR hatten sie auch die Möglichkeit, in den Westen zu gehen, blieben aber Mühlhausen treu, wegen der Eltern, die in Mühlhausen bzw. in Chemnitz lebten. „Schließlich waren beide jeweils die einzigen Kinder“, beschrieb die Jubilarin die persönliche Situation. Ihr Ehemann starb leider schon im Jahr 1985 und hat die emotionale Zeit der Wende nicht mehr miterleben dürfen. Mit Tochter Margitta Bsdurek und Schwiegersohn Bernd Bsdurek, den Wanfriedern bekannt als ehemalige Inhaber von „Brombeermanns Griffelstube“, zog Marianne Brand im Jahr 1997 mit 77 Jahren nach Wanfried. Dort fühlt sie sich in der Obhut ihrer Tochter und ihres Schwiegersohnes sehr wohl. Marianne Brand selbst schenkte drei Kindern, darunter zwei Söhne und eine Tochter, das Licht der Welt. Mittlerweile ist sie stolze Oma von 4 Enkeln und 5 Urenkeln.
Bürgermeister Wilhelm Gebhard erzählte sie beim Besuch zum 100. Geburtstag, dass die wohl schönste Zeit in ihrem Leben die Jugend war, an die sie sich sehr gern zurück erinnert. Zum Beispiel hat sie sich am Tag des 100. Geburtstags auch an Aschermittwoch 1936 zurück erinnert, an dem sie 16 Jahre alt wurde. „Und der 100. Geburtstag fällt ebenfalls auf Aschermittwoch“, schmunzelt sie. Sie selbst sagt, dass sie in der Jugend sehr viel Sport getrieben habe. Vielleicht ist sie auch deshalb so alt geworden, und das obwohl sie mit 1 ½ Jahren wegen einer doppelseitigen Lungenentzündung vom damaligen Arzt nur geringe Überlebenschancen diagnostiziert bekam. Ihre Mutter heilte die doppelseitige Lungenentzündung mit einem ausgewinterten und durchgefrorenen Kuhfladen, der als Tee aufgegossen wurde.
Einen letzten Wunsch in ihrem Leben hat Marianne Brand noch. Obwohl die Jubilarin nur noch über wenig Sehkraft verfügt, möchte sie auf jeden Fall noch mal nach Chemnitz, ins Erzgebirge und schließlich nach Sachsen, „wo die schönen Mädchen an den Bäumen wachsen“, scherzt sie.
Bürgermeister Wilhelm Gebhard beglückwünschte die Jubilarin zum 100. Geburtstag und konnte Marianne Brand gleichzeitig bestätigen, dass sie aktuell die älteste Wanfrieder Bürgerin ist. „Eine wahrlich beeindruckende Lebensleistung, wenn man sich vor Augen führt, dass Marianne Brand der lebendige Beweis der jüngeren deutschen Geschichte ist“. „Sie hat die Weimarer Republik erlebt, die Machtergreifung Hitlers, die schlimme Zeit des Krieges, die Teilung Deutschlands, die Wende und ein vereintes Europa“, so Gebhard abschließend.