Pünktlich zu Weihnachten und zu Neujahr verließen 720 Weihnachts- und Neujahrsbriefe die
Stadt Wanfried. Mindestens einmal jährlich wendet sich Bürgermeister Wilhelm Gebhard mit
einem persönlichen Schreiben an ehemalige Wanfriederinnen und Wanfrieder, die aus
privaten, beruflichen, familiären oder sonstigen Gründen im Laufe ihres Lebens in die ganze
Welt verzogen sind. Die Adressdatei wurde auf Vorschlag von Gebhard erstmals im Jahr
2008 angelegt, als man die Ehemaligen zum großen Renaissancefest aus Anlass „400 Jahre
Stadtrechte“ einlud. Seit dem wird versucht, die Adressdatei aktuell zu halten und stetig zu
erweitern.
Der Briefversand wäre in diesem Jahr fast gescheitert. „Die Stadtverwaltung ist bei einem
derart großen Briefversand auf externe Hilfe angewiesen“, so Gebhard. So hat man sich in
den vergangenen Jahren immer auf die Unterstützung der Abgangsklassen der integrierten
Gesamtschule verlassen können. Wegen Corona war das leider dieses Mal nicht möglich.
Gebhard bat kurzerhand die Bevölkerung bei Facebook um Mithilfe. Nahezu 20 Haushalte
meldeten sich und waren bereit, die Briefe und die Beilage in Form von Heimarbeit
einzutüten. „Das hat mich sehr gefreut und zeigt, dass wir eine funktionierende
Gemeinschaft haben. Leider konnten wir nicht alle Hilfsangebote annehmen, da der
Koordinationsaufwand zu groß gewesen wäre“, bedauert er. Am Ende waren es sechs
Haushalte, denen Gebhard die Arbeit nach Hause gab bzw. lieferte und wieder abholte.
„Die Adressdatei der Ehemaligen umfasst neben den ehemaligen Mitbürgern auch
Menschen, die sich emotional mit Wanfried verbunden fühlen und um Aufnahme in die
Adressdatei gebeten haben. Fast jede Altersgruppe ist dabei,“ so Gebhard, „von 20-jährigen,
die sich im Studium befinden, bis hin zu Menschen weit über 90 Jahre“. Die Adressliste
beschränkt sich nicht nur auf Deutschland oder Europa, sondern umfasst mittlerweile fast
jeden Kontinent, so bspw. auch Nordamerika, Südafrika oder Australien. „Immerhin 42 der
720 Briefe gehen ins Ausland“, berichtet Gebhard
Alle verbindet gleichermaßen die Freude über die Post aus der Heimat, die stets aktuellen
Informationen über Wanfried und Umgebung bereit hält.
„Jeder Ehemalige ist ein Botschafter der Stadt Wanfried in der Welt, deshalb müssen sie
auch regelmäßig mit Neuigkeiten ausgestattet werden“, so Gebhard. „Leider konnte der
Brief in diesem Jahr nicht in Verbindung mit dem Volks-, Schützen- und Heimatfest versandt
werden, da dieses coronabedingt abgesagt werden musste“, bedauert Gebhard. Sonst war
damit eine Einladung zu dem Traditionsfest verbunden, an dem auch Ehemalige immer
wieder gerne teilnehmen und so ihrer Heimatstadt einen Besuch abstatten.
Aus diesem Grund hat sich Gebhard nun am Ende eines besonderen Jahres an die
Ehemaligen gewandt. Der dreiseitige Brief enthält Informationen zu allen Geschehnissen, die
sich seit dem letzten Grußbrief ereignet haben. So beispielsweise die erfolgreichen
Bemühungen des Fördervereins Plesseturm bei der Spendenakquise, die Neuansiedlung der
Fa. Wandt Werkzeug- und Maschinenbau im Gewerbegebiet Werraaue, die Fertigstellung
der DRK-Rettungswache, die Sanierungsarbeiten am Schulcampus, die Verleihung des
Bürgerschaftspreises 2019, die deutlich gestiegene Bauplatznachfrage in Verbindung mit der
positiven Einwohnerentwicklung und die Ereignisse rund um die Feierlichkeiten „30 Jahre
Grenzöffnung“ im November 2019. Auch der Jahresrückblick 2019 von der Werra-Rundschau war wieder mit dabei, der den Ehemaligen noch einmal anschaulich darstellt, was im vergangenen Jahr in Wanfried passiert ist. Zudem weist Gebhard in seinem Brief darauf hin, welche Auswirkungen die Corona-Pandemie auch für das Leben in Wanfried hat.
„Dass sich die Ehemaligen über die Post aus der Heimat sehr freuen, zeigen nicht nur die
Reaktionen, die die Stadtverwaltung erhält, sondern auch die eingehenden Spendengelder,
die die Empfänger der Briefe für das Porto bereitstellen; immerhin eine Summe von über
1.000 €, womit der aktuelle Versand finanziert werden konnte“, betont Gebhard.
Eine große Herausforderung ist für die Verwaltung nach wie vor, die Adressliste aktuell zu
halten. Hier ist man stetig auf Unterstützung der Bevölkerung bzw. der Briefempfänger
angewiesen. Einerseits sollten der Verwaltung Adress- sowie Namensänderungen aber
leider auch Sterbefälle aktuell mitgeteilt werden. Andererseits ist es wichtig, Namen und
Adressen von weiteren Briefempfängern zu erhalten, die bislang der Verwaltung nicht
gemeldet wurden,“ so Gebhard. „Hier kommt es immer wieder zu Fragen bzw. Beschwerden
bei der Verwaltung, warum ein Familienmitglied, welches verzogen ist, keine Post aus
Wanfried erhält. „Das geht natürlich nur, wenn uns die Adressen auch bekannt sind,“ so
Gebhard abschließend.