In Anwesenheit der Familie konnte am vergangenen Montag Hildegard Weidner aus Wanfried ihren 100. Geburtstag begehen und auf ein bewegtes Leben zurückblicken. Die Jubilarin wurde am 18. September 1923 in Zadel, Kreis Frankenstein (Schlesien), heutiges Polen, geboren.
Der Vater verstarb sehr früh, so dass die Mutter mit Hildegard Weidner und den beiden Geschwistern nach Quickendorf zu den Großeltern zog. Dort wurden die Kinder von den Großeltern betreut, während die Mutter den Lebensunterhalt verdiente und hart arbeiten ging. Als Schulkind betreute Hildegard Weidner selbst die Kinder des örtlichen Pfarrers und wurde daher im Pfarrhaus groß. Durch Verwandte ging sie als junges Mädchen nach Berlin, arbeitete dort erst als Kindermädchen, später in einer Metzgerei. In Berlin lernte sie auch ihren späteren Ehemann Erwin kennen und lieben. Judenverfolgung und Bombenangriffe musste sie in Berlin hautnah miterleben. Nachdem Hildegard Weidner nach einem zweiten Bombenangriff zum wiederholten Mal alles verloren hatte, ging sie zunächst zurück nach Quickendorf, um dort in einer Fabrik zu arbeiten, die Rundfunkgeräte herstellte. Diese Fabrik wurde aufgrund der immer näherkommenden Front gen Westen verlegt, wobei der Zug der Bombennacht von Dresden nur ganz knapp entkam. Hildegard Weidner selbst war ebenfalls in dem Zug.
Nach vielen Umwegen kam sie schließlich nach Wanfried, wo sie zunächst bei Bauern und später bei den Firmen Ungewitter und Kalden arbeitete. Nach dem Kriegsende kam ihr Verlobter aus russischer Gefangenschaft nach Wanfried, die beiden heirateten und bekamen vier gemeinsame Töchter. Das Haus im Amselweg, in dem Hildegard Weidner heute noch lebt, wurde 1964 gebaut. Der Ehemann verstarb leider viel zu früh im Jahr 1970 mit nur 50 Jahren. Die beiden älteren Töchter waren gerade verheiratet, die jüngeren gingen noch zur Schule. Nun musste Hildegard Weidner allein für Haus, Garten und Kinder sorgen. Eine wahrlich schwere Zeit. Dennoch hat sie nie geklagt, sondern getreu dem Motto „es geht immer weiter“ gehandelt und nie aufgegeben.
„Auch heute, mit 100 Jahren, ist es noch so, beschreibt die Familie die Jubilarin. Sie ist mit allem zufrieden und sorgt sich immer mehr um alle anderen, als um sich selbst“, so die Töchter, Enkel und Urenkel.
Ihren Geburtstag verbrachte sie zusammen mit der Großfamilie im Amselweg. Vier Töchter mit vier Schwiegersöhnen, vier Enkelkinder mit Ehepartnern und vier Urenkel konnten den Ehrentag mit der 100-Jährigen feiern. Auch wenn der 100. Geburtstag aufregend und anstrengend war, so sagte sie am Abend: „Schön, dass alle da waren“.
Auch Bürgermeister Wilhelm Gebhard und Pfarrerin Rosemarie Kremmer zählten u.a. zu den Gratulanten und beglückwünschten die Jubilarin zum 100. Geburtstag. „Eine beeindruckende Lebensleistung, wenn man sich vor Augen führt, was Hildegard Weidner alles erleben und erleiden musste. Der frühe Tod des Vaters, der frühe Tod des Ehemannes und dann allein das Haus abbezahlen und bewirtschaften. Dazu für vier Töchter da sein. Damit wären heute viele überfordert“, so Gebhard anerkennend, der hofft, dass Hildegard Weidner noch ein paar schöne Momente erleben darf, wie am großen Jubeltag.