Eine kleine Abordnung des Partnerschaftsvereins Wanfried-Plouescat hat sich am vergangenen Wochenende auf den Weg in die französische Partnerstadt Plouescat begeben. Die Vorsitzende des Vereins, Ute Wörner, Kassenwart Andreas Petry und Bürgermeister Wilhelm Gebhard nahmen die 2600 km für die Hin- und Rückfahrt an einem Wochenende gerne auf sich. Sie haben sich kurzerhand zu dieser Fahrt in die Bretagne entschlossen, um der Partnerschaft zwischen beiden Kommunen nach der unfreiwilligen Corona-Pause einen neuen Impuls zu geben. Die letzte Begegnung zwischen Delegationen beider Kommunen war im Jahr 2018 in Wanfried. Als im Jahr 2020 der Gegenbesuch in die Bretagne erfolgen sollte, musste die Reise wegen Corona ausfallen. Somit fand nun seit 4 Jahren kein gegenseitiger Besuch mehr statt, lediglich per E-Mail oder per Telefon wurde das Nötigste kommuniziert. Das ist zu wenig, um eine Partnerschaft lebendig zu halten, sind sich die drei Verantwortlichen einig. Hinzu kam in Plouescat ein Wechsel an der Spitze des Vereins. Auch die Altersstruktur beider Vereine bereiten den Verantwortlichen auf beiden Seiten große Sorgen. Als der Wanfrieder Vorstand im Februar dieses Jahres erneut die Zukunft der nunmehr 57-jährigen Partnerschaft beriet und man den innigen Wunsch verspürte, lieber mit den Freunden aus Plouescat, als über sie zu reden, machte Gebhard kurzerhand den Vorschlag, Plouescat einen persönlichen Kurzbesuch anzubieten. Wichtig dabei war für Gebhard, dass auch sein Pendant in Plouescat, Bürgermeister Eric Le Bour, teilnimmt, da es in den 60er Jahren die politischen Gremien gewesen sind, die die Partnerschaft besiegelten. „Die Kommunen haben die Pflicht, sich weiterhin für die Städtepartnerschaften einzusetzen, auch wenn es auf beiden Seiten mittlerweile Vereine gibt, die vieles organisieren und leisten“, ist Gebhards Meinung. Gesagt, getan. Ute Wörner gab den Vorschlag an die Freunde in der Bretagne weiter und man verständigte sich auf ein Treffen am Samstag, 14. Mai, an dem auch Bürgermeister Le Bour teilnahm. Für diese Gelegenheit nahmen Wörner, Petry und Gebhard die 15-stündige Hinfahrt am Freitag und die 14-stündige Rückfahrt am Sonntag mit dem Auto gerne in Kauf. Das Treffen und der Austausch fanden in einer sehr angenehmen und freundschaftlichen Gesprächsatmosphäre statt. Zunächst stand ein Gespräch im Rathaus von Plouescat auf dem Programm, dann ein Aperitif auf der Privatterrasse des Bürgermeisters und später wurde die Delegation aus Wanfried zum gemeinsamen Mittagessen in ein Lokal am Strand eingeladen. Anschließend gedachte man auf dem Friedhof von Plouescat gemeinsam den Opfern der Kriege zwischen Deutschen und Franzosen. Andreas Petry bereitete dafür eine emotionale Rede und ein Blumengesteck vor, wofür sich Bürgermeister Eric Le Bour herzlich bedankte. Abends bereiteten dann 25 Freunde aus Plouescat der Abordnung aus Wanfried einen gesonderten Empfang mit Buffet, der sehr harmonisch endete. Wörner, Petry und Gebhard ziehen eine sehr positive Bilanz ihrer Reise. Wichtig dabei war für alle Beteiligten die Erkenntnis, dass an der Partnerschaft festgehalten werden soll und man schon bald die gegenseitigen Besuche wieder aufnehmen möchte. „Für die Zukunft müssen neue Formen des Reisens und der Unterbringung geprüft, neue Optionen der Finanzierung gesucht, weitere Möglichkeiten der Öffentlichkeitsarbeit genutzt werden, um noch mehr Interesse für die Freundschaft zwischen beiden Ländern zu finden“, sind sich Wörner, Petry und Gebhard am Ende einer erfolgreichen Reise einig. „Nach Corona müssen auch unsere Schulen wieder eine stärkere Rolle spielen. Frieden gibt es nicht zum Nulltarif. Frieden basiert auf gegenseitigem Verständnis und Vertrauen. Die Aussöhnung und Freundschaft zwischen Franzosen und Deutschen wäre ohne die vielen Städtepartnerschaften nie möglich gewesen, deshalb sei es so wichtig, die Partnerschaften im Sinne der Gründer fortzusetzen und weiter zu entwickeln“, sind sich die drei einig. Bei einer nächsten Zusammenkunft des Partnerschaftsvereins im Juni sollen die persönlichen Eindrücke und gewonnenen Erkenntnisse mit den Mitgliedern beraten werden. Dann wird sicherlich auch die nächste Reise Thema sein.
Geschichtlicher Abriss
Die Partnerschaft begann im Jahr 1965, als eine Wanfrieder Delegation unter der Führung von Ernst Holzapfel, Erich Thomas, Willi Höll sowie Josef Feußner die französische Gemeinde Plouescat am Atlantik besuchte, um den Grundstein für die heutige Partnerschaft zu legen. Dieses Datum gilt auf beiden Seiten auch als offizieller Start der Partnerschaft, wenngleich die offizielle Urkunde erst im Jahr 1967 unterschrieben wurde.
Die erste Kontaktaufnahme im Jahr 1964 entstand durch den „Motor“ der Partnerschaft Ernst Holzapfel. Er war im 2. Weltkrieg Soldat in der Bretagne.
Im Frühjahr 1965 fuhr eine 4-köpfige Delegation (Bürgermeister Erich Thomas, 1. Stadtrat Ernst Holzapfel und die beiden Stadtverordneten Willi Höll und Josef Feußner) aus Wanfried nach Plouescat zur Aufnahme von freundschaftlichen Beziehungen.
Bereits im Sommer 1965 fuhren erstmals 40 Wanfrieder Kinder nach Plouescat und im Herbst 1965 besuchte erstmals eine Delegation aus Plouescat die Werrastadt.
Am 16. September 1967 wurde die Partnerschaftsurkunde in Wanfried durch Bürgermeister Erich Thomas und Stadtrat Paul Grijol unterzeichnet. Im Jahr 1996 gründete sich der Partnerschaftsverein Wanfried-Plouescat e.V. Die Organisation der Besuche liegt seither in den professionellen Händen des Vereins. Regelmäßige Besuche von Erwachsenendelegationen finden im jährlichen Wechsel mit guter Resonanz statt. Ebenso wurden bislang regelmäßig gegenseitige Besuche der Schülerinnen und Schüler sowie der Feuerwehren beider Kommunen organisiert und durchgeführt.