Er gilt bis heute als der Retter von Wanfried. Die Rede ist von Michael Burda, der nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs zuständiger Kommandant der US-Truppen für den gesamten nordosthessischen Bereich war und das Rittergut Kalkhof bei Wanfried als Kommandantur einrichtete und nutzte.
Burda war es auch, der maßgeblich als Unterhändler die Verhandlungen zwischen den sowjetischen und amerikanischen Siegermächten über einen nachträglichen Gebietsaustausch zur Sicherstellung einer durchgängig auf amerikanischem Gebiet verlaufenden Bahnlinie zwischen Bebra und Göttingen führte. Man wollte mit Beginn des kalten Krieges beim Passieren mit den Nachschubtransporten von Nord- nach Süddeutschland nicht länger auf das Wohlwollen der Sowjetarmee angewiesen sein. Deshalb die erforderliche Grenzkorrektur bei Bad Sooden-Allendorf. Fortan gehörten fünf hessische Dörfer zur sowjetischen Besatzungszone: Sickenberg, Asbach, Vatterode, Weidenbach und Hennigerode. Neuseesen und Werleshausen hingegen wechselten von Ost nach West. Die Verhandlungen zu dem Gebietsaustausch wurden von Generälen der Amerikaner und der Sowjets mit Rückendeckung aus Washington und Moskau auf dem Rittergut Kalkhof geführt und am 17. September 1945 mit dem Wanfrieder Abkommen besiegelt. Dabei sollen zwei Flaschen Whisky und Wodka geflossen sein, daher wird die Bahnlinie im Volksmund auch „Whisky-Wodka-Line“ genannt.
Die Eigentümer des Ritterguts Kalkhof, Familie von Scharfenberg, freundeten sich mit Michael Burda an, Tochter Valeska von Hagen wurde sogar das Patenkind des US-Captains.Dank der Familien von Scharfenberg und von Hagen kam die Originalschreibmaschine, mit der das Wanfrieder Abkommen 1945 in kyrillischer Schrift verfasst wurde, testamentarisch nach Wanfried. Sie ist heute Bestandteil der Ausstellung zum Wanfrieder Abkommen im Dokumentationszentrum zur deutschen Nachkriegsgeschichte (aktuell ist das Dokumentationszentrum geschlossen). Die Freundschaft zwischen Burda und den Familien von Scharfenberg und von Hagen wurde bis zu seinem Tod am 05. August 2005, also genau vor 15 Jahren, aufrecht erhalten.
In den Verhandlungen auf dem Rittergut Kalkhof, die hinter verschlossenen Türen geführt wurden, soll es auch um die Grenzstadt Wanfried gegangen sein. Die Sowjets wollten die Werra als Grenze durchsetzen und hatten dazu bereits im Juli 1945 für eine Nacht das Rathaus besetzt. Das ließen Burda und die Amerikaner nicht zu, drängten die sowjetischen Soldaten aus der Stadt und beriefen sich auf die Verhandlungen von Jalta, bei denen Deutschland auf die Siegermächte aufgeteilt wurde. Die Angst, die angesichts dieser bedrohlichen Lage in der Luft lag, wird im Tagebuch der Großmutter von Scharfenberg deutlich. Es führt die Dramaturgie der damaligen Situation eindrucksvoll vor Augen. So kann man nachempfinden, wie groß die Furcht vor einer Übernahme der Sowjets und damit die Erleichterung über das Abkommen war.
Die Stadt Wanfried hat zu Ehren von Michael Burda im Jahr 2006 einen Platz nach seinem Namen benannt. Aus Anlass des 15. Todestags wurde jetzt im Beisein von Patenkind Valeska von Hagen, geb. von Scharfenberg und Bürgermeister Wilhelm Gebhard eine neue und langlebigere Aluplatte angebracht, die die Geschichte zu dem Retter von Wanfried für die Nachwelt lebendig hält.