Der ehemalige Azubi der Stadt Wanfried ist inzwischen Amtsleiter der Stadtverwaltung. Christoph Hoffmann will jetzt die Verwaltung digital auf ein neues Niveau heben.
Wanfried – Schaut man sich den Lebenslauf von Christoph Hoffmann aus Wanfried an, fällt vor allem eines auf: Er ist seiner Heimat immer treu geblieben. „Ich bin hier sehr verwurzelt“, sagt der Verwaltungsleiter der Stadt Wanfried.
In Wanfried und Eschwege ging er zur Schule, spielte in der Region Fußball, danach folgte ein Wehrersatzdienst beim Deutschen Roten Kreuz in Eschwege. „Nach der Schule wollte ich eigentlich studieren gehen“, sagt der 36-Jährige. Es lockt ihn aber eine Ausbildung zum Verwaltungsfachangestellten ins Wanfrieder Rathaus. „Das war mein erster Schritt ins Berufsleben.“ Er wird übernommen, klettert die Karriereleiter nach oben, seit 2014 ist er Verwaltungsleiter im Rathaus. „Ich konnte von Anfang an viel Verantwortung übernehmen. Das war ein echter Glücksgriff“, sagt der verheiratete Vater einer Tochter. An seiner Arbeit liebt er besonders das aktive Mitgestalten in der Kommune, weniger Spaß mache der „typisch bürokratische Wahnsinn“, der aber dazugehöre.
Nebenbei beginnt er ein Fernstudium an der Uni Kassel: 2012 schließt Hoffmann das Diplom als Wirtschaftsjurist ab, 2019 macht er einen zweiten Uniabschluss. Thema seiner Masterarbeit: Kundenorientierte Digitalisierung in kleinen Kommunen, untersucht am Beispiel der Kommunen des Werra-Meißner-Kreises. Das Thema seiner Masterarbeit trägt er direkt ins Wanfrieder Rathaus.
Gemeinsam mit seinem technikaffinen Team will er die Digitalisierung der Stadtverwaltung vorantreiben. Hoffmann sei es auch maßgeblich zu verdanken, dass Wanfried eine von 15 Modellkommunen in Hessen geworden ist, ergänzt Bürgermeister Wilhelm Gebhard. Dabei erhält Wanfried eine Finanzspritze vom Land, um die Digitalisierung des Verwaltungsapparats umzusetzen. Das Vorhaben halte aber eine Flut an Aufgaben bereit, die kleine wie große Kommunen abarbeiten müssten, erklärt Hoffmann. Die besondere Herausforderung für die Umsetzung sei, dass es oft an Ressourcen fehlt – besonders, was geschultes Personal und die Finanzen betrifft.
Aber was bedeutet es, wenn die Verwaltung digitalisiert wird? „Das Ziel ist immer, dem Bürger einen Mehrwert zu schaffen und Lebenslagen zu erleichtern“, erklärt Hoffmann. Jegliche Leistungen sollen digital zugänglich gemacht werden. Bestenfalls soll das auch institutionell übergreifend klappen. „Davon sind wir aber noch weit entfernt.“ Er macht das an einem Beispiel deutlich: Bei der Geburt eines Kindes stehen viele unterschiedliche Behördengänge auf dem Plan: Man muss etwa Kindergeld und Elterngeld beantragen, beim Standesamt die Geburt melden, ebenso wie bei der Krankenkasse. „Das muss alles digital und einfach möglich sein.“ Weitere Beispiele sind Ummeldungen nach einem Umzug und die Kfz-Zulassung.
Die Digitalisierung hat in Hoffmanns Augen drei Vorteile: Die Verwaltung wird insgesamt effizienter, dem Bürger wird zu jeder Zeit und von überall der Kontakt ermöglicht und es findet mehr Teilhabe statt, zum Beispiel über soziale Medien. Dass die ältere Generation in der Digitalisierung den Anschluss verlöre, macht Hoffmann keine Sorgen. „Die fuchsen sich rein.“ Man dürfe sie nicht stigmatisieren.
„Ich bin sehr stolz, mit Christoph Hoffmann einen kompetenten Mitarbeiter zu dieser Thematik in der Verwaltung zu wissen“, sagt Gebhard. Hoffmanns Expertise war im Dezember auch bei der Sparkassenakademie Hessen-Thüringen gefragt, als er für die Auszubildenden zum Thema digitale Herausforderung und Möglichkeiten sowie Zukunftslösungen aus Sicht des Finanzinstituts referiert. E-Government, also elektronische Verwaltungsprozesse, seien kein Selbstzweck, betont Hoffmann. „Wir wollen für die Bürger effizienter werden.“
© Jessia Sippel, Werra-Rundschau vom 05.02.2021