von Diana Wetzestein
Wanfried. An diesem Nachmittag im Juli ist das große Scheunentor weit geöffnet. Einladend sieht es aus, Tische und Bänke stehen bereit, vor der Scheune steht der Pavillon vom „Fliegenden Koch“, der für Getränke und Speisen sorgt. Es istdas erste große Fest seit vielen Jahren. Jetzt versammeln sich wieder Gäste, einige von ihnen in historischer Gewandung, weil sie zur Gästeführerzunft gehören. Architekt, Handwerker, Planer und Denkmalbehörde, Stadtverordnete aller Fraktionen, der örtliche Energieversorger und der Kultur- und Verkehrsverein sind vertreten, Bürgermeister Wilhelm Gebhard, die Geschäftsführer der 1. Sparda Hessen Immobilien GmbH & Co. KG, Peter Hoffmann und Christoph Meschonat.
Zum ersten Mal besucht Markus Müller, Vorstandsvorsitzender der Sparda-Bank Hessen eG, die Stadt und den Hof „Mensch-Zukunft“, wo die Genossenschaftsbank einen „sozialen Umbau“ stattfinden lässt. „Wir haben hier einen Ort gefunden, in den wir investieren, damit sie etwas Neues entstehen lassen können“, richtet Müller sich an die 40 Gäste, die mittlerweile in der zukünftigen Kulturscheune Platz genommen haben. Open Air Kino, Wochen- und Weihnachtsmärkte, Café und Kultur, hier sei alles möglich.
„Jetzt kommen wir aus dem Planen ins Tun“, so Müller, der darauf hinweist, dass das Kreditinstitut jedes Jahr an die 600 Vereine fördere. „Wir nennen das soziale Nachhaltigkeit und der Hof „Mensch-Zukunft“ ist jetzt das größte Projekt“, sagt er, bevor er, statt Spatenstich, mit dem Bohrhammer ein großes Stück von der Putzfassade abtrennen muss.
Denn vor dem Aufbau einer Bestandsimmobilie stehen erst einmal Abrissarbeiten an, wie Architekt Florian Hönig, Hönig Architekten aus Kaufungen, sagt. Sein Ziel sei es, so viel alte Bausubstanz zu retten und weiter zu nutzen, wie möglich und dabei eine vernünftige Hülle für das zu schaffen, was gebraucht werde. „Einen landwirtschaftlichen Betrieb komplett zum Wohn- und Kulturtreffpunkt umzubauen, das hatten wir noch nicht. Es handelt sich um ein Musterprojekt und darum ist es für alle Bauleute so spannend“, so Hönig, der ausführte, dass von den fünf Wohneinheiten zwei barrierefrei gestaltet würden. In den kommenden zweieinhalb Jahrenwürden Wohnhaus und Mittelbau dahingehend umgebaut, in der zukünftigen Kulturscheue Küche und Café und Tresen entstehen. Bühne, Sitzplätze und eine Empore seien für den Kulturbetrieb vorgesehen. „Wohnen kann man fast überall, energetisch sanieren auch, aber die Mischung aus allem, was hier entsteht, das macht dieses Projekt einmalig“, sagt Hönig.
Bürgermeister Wilhelm Gebhard bedankt sich bei derInvestorin, für die großartige Entscheidung, 4,3 Millionen Euro in dieses soziale Projekt in Wanfried zu investieren. „Wir haben offenbar in den vergangenen Jahren einiges richtig gemacht. Und auch darum entsteht jetzt hier Wohnraum, der dringend benötigt wird und ein Ort, an dem man sich trifft“, so Gebhard.
Tatsächlich sei es der Öffentlichkeitsarbeit der Bürgergruppe in Wanfried geschuldet gewesen, dass man sich für diesen Ort entschieden habe. „Wir dachten, wenn es in Wanfried mit unserem Projekt nicht gelingt, gelingt es nirgends. Es wird hier zukünftig das passieren, was sie hier passieren lassen“, sagt Peter Hoffmann. Die Sparda-Bank schaffe nur den Raum, eine Betriebsgenossenschaft solle gegründet werden und dafür Sorge tragen, den Hof in Zukunft wiederzubeleben.